Typische Herbstdeko auf einem Tisch - Aepfel, ein Pilz, Heide

Altweibersommer – ein goldener Nachklang des Sommers

Magicgardenseeds GmbH 2023
Jahreskreis & Brauchtum

Wenn die Luft im Frühherbst flirrt, sich silberne Spinnfäden über Beete und Hecken ziehen und die Sonne den Garten in ein warmes, weiches Licht taucht – dann ist Altweibersommer.

Eine Zeit zwischen den Jahreszeiten, voller Abschied und Fülle, Licht und leiser Vergänglichkeit. Für viele Gärtner:innen ist das eine der schönsten Phasen im Gartenjahr.

Doch woher kommt dieser eigentümliche Begriff – und gibt es ihn auch anderswo in Europa?

Der Ursprung des Begriffs „Altweibersommer“

Der Begriff Altweibersommer wirkt für heutige Ohren manchmal missverständlich oder gar abwertend. Tatsächlich stammt er aber vom althochdeutschen Wort „weiben“, was so viel bedeutet wie „spinnen“. Gemeint sind die feinen Spinnfäden junger Baldachinspinnen, die in dieser Jahreszeit durch die Luft schweben und sich in der Herbstsonne silbrig schimmernd über die Landschaft legen. Sie erinnern – so die volkstümliche Deutung – an das „haarige“ Spinnen alter Frauen.

Sprachlich geht der Altweibersommer also nicht auf eine Altersdiskriminierung zurück, sondern auf ein altes Bild für feine Spinnweben in der Luft. Im Lauf der Jahrhunderte bekam das Wort dann eine poetischere, stimmungsvollere Bedeutung – als Bezeichnung für den goldenen Nachsommer, der sich zwischen Spätsommer und Herbstbeginn legt.

Ein Wetterphänomen mit kultureller Bedeutung

Meteorologisch ist der Altweibersommer eine mehrtägige, warme und trockene Wetterphase im Frühherbst, meist zwischen Mitte September und Anfang Oktober. Tagsüber steigen die Temperaturen oft über 20 °C, die Nächte sind bereits kühl, und der Himmel zeigt sich klar und strahlend blau.

Für die Natur bedeutet das: Zeit zum Reifen, Nachblühen, Samen ausstreuen. Für Gärtner:innen ist der Altweibersommer ideal zum Ernten, Pflanzen und Genießen. Es ist die Phase, in der der Garten noch einmal aufblüht – bevor Nebel, Regen und Frost das Regiment übernehmen.

Der Herbst ist der Frühling des Winters.

– Henri de Toulouse-Lautrec

Altweibersommer in Europa: andere Namen, gleiche Stimmung

Auch wenn der Begriff Altweibersommer typisch deutsch ist, kennt man ähnliche Wetterlagen in vielen Teilen Europas – jeweils mit eigenem Namen und kulturellem Bezug:

  • Frankreich: Été indien („Indian Summer“), angelehnt an das nordamerikanische Vorbild

  • Großbritannien & USA: Indian Summer, oft verbunden mit intensiver Laubfärbung

  • Italien: Estate di San Martino („Sommer des heiligen Martin“), rund um den 11. November

  • Spanien: Veranillo de San Miguel („kleiner Sommer des heiligen Michael“), um den 29. September

  • Schweden: Brittsommar, benannt nach dem Gedenktag der heiligen Brigitta (7. Oktober)

  • Niederlande: Oudewijvenzomer, eine direkte Entsprechung des deutschen Begriffs, heute selten verwendet

Allen gemeinsam ist der Wunsch, diesen letzten Hauch von Sommer zu benennen – ein kleiner Nachklang des Wachsens und Reifens, bevor das Gartenjahr sich endgültig dem Winter zuwendet.

Blüten im Altweibersommer

Wenn der Sommer langsam Abschied nimmt, zeigen viele Pflanzen erst jetzt ihre ganze Pracht. Der Altweibersommer ist die Zeit der späten Blüten – voller Farben, Insektenleben und goldener Lichtstimmungen. In unserer Bildergalerie stellen wir dir einige typische Blumen vor, die genau jetzt Hochsaison haben. Viele davon findest du auch in unserem Sortiment – ideal für den spätsommerlichen Garten oder zur Planung fürs nächste Jahr.

Herbstastern (Aster spp.)

Rosa Blueten der Herbstastern

Die Klassiker schlechthin – sie bringen ab August/September Farbe ins Beet: in Violett, Rosa, Weiß oder Blau. Gute Futterquelle für Bienen und Schmetterlinge.

Sonnenhut (Rudbeckia hirta)

Sonnenhut 'Chocolate Orange' (Rudbeckia hirta) blueht

Leuchtende Gelb- und Rottöne, robust, langblühend und sehr beliebt bei Insekten. Die Farben sind der Inbegriff des Indian Summers.

Fetthenne (Sedum spectabile)

Fetthenne in der Bluete

Blüht spät und zieht mit ihren rosa bis purpurfarbenen Blüten viele Wildbienen und Schwebfliegen an. Sehr unkompliziert und anspruchslos.

Dahlien (Dahlia)

Dahlienbluete

Blühen ab Hochsommer bis zum ersten Frost – je nach Sorte in unglaublich vielen Formen und Farben. Ideale Schnittblume.

Herbstanemonen (Anemone hupehensis)

Rosa Blueten der Herbstanemone

Zart und elegant – öffnen ihre Knospen oft genau zur Zeit des Altweibersommers und bringen Leichtigkeit ins Beet.

Goldrute (Solidago)

Goldrute beginnt zu bluehen

Wild oder kultiviert – goldgelbe Blütenrispen, die besonders im Naturgarten beliebt sind. und wunderschön leuchten mit ihrem intensiven gelb.

Gärtnern im Altweibersommer

In praktischer Hinsicht ist der Altweibersommer ein Geschenk: Viele Pflanzen – wie späte Tomaten, Kürbisse oder Kräuter – reifen in dieser Phase noch nach. Jetzt ist auch die beste Zeit für:

  • das Teilen und Umpflanzen von Stauden

  • das Setzen von Blumenzwiebeln für das nächste Frühjahr

  • das Aussäen von Gründüngung

  • das Sammeln und Trocknen von Saatgut

  • das letzte Zurückschneiden und Ausputzen

Zugleich ist es eine Gelegenheit, innezuhalten, durchzuatmen – und die Schönheit eines reifen Gartens zu erleben, bevor die kalte Jahreszeit beginnt.

Fazit: Ein poetischer Begriff für eine stille Jahreszeit

Der Altweibersommer ist mehr als nur ein Wetterphänomen. Er steht für ein Innehalten zwischen Aufbruch und Rückzug, für Reife und Loslassen, für das Leuchten vor dem Verblassen. Als Begriff ist er tief verwurzelt in der deutschen Sprachlandschaft – doch seine Stimmung kennt man in ganz Europa.

Ein letztes goldenes Aufblühen, bevor das Jahr in den Schlaf sinkt.